Quelle: Friedhelm Ostrowski
In dieser Szene einen Moment zu spät, doch am Ende setzten sich die Bueraner (rote Trikots) gegen die Sportfreunde Bulmke durch.
Auf dem Papier ist es keine Überraschung: Die beiden Gelsenkirchener Landesligisten haben ihre Aufgaben im Halbfinale des Kreispokals gelöst und stehen im Endspiel um den DFB-Pokal auf Kreisebene. Während sich YEG Hassel bei Bezirksligist BV Rentfort durchsetzte, bezwang die SSV Buer den Kreisligisten Sportfreunde Bulmke. Doch dafür hatten sich die beiden Favoriten ordentlich reinknien müssen.
In Buer lief bereits die 89. Minute, als die SSV noch einen vermutlich letzten Eckball in den Strafraum der Sportfreunde Bulmke löffelte. Kein einziges Mal hatte der Ball bis dahin im Netz gezappelt. Und auch diese Hereingabe Richtung zweiter Pfosten wurde nicht auf das Tor, sondern quer durch den Strafraum befördert. Doch genau dort lauerte Louis Jozek. Der Bueraner Stürmer legte sich einmal quer in die Luft und versenkte die Kugel per Seitfallzieher im Netz. Vergleiche zu seinem Großvater Klaus Fischer wird er in seinem Fußballer-Leben schon zu Genüge gehört und gelesen haben, in diesem für die SSV Buer so erlösenden Moment waren sie nicht von der Hand zu weisen.Groß fiel der Jubel der Bueraner über den Treffer zum 1:0 so kurz vor Schluss aus. Vielleicht auch, weil der sich zuvor alles andere als angedeutet hatte. Die zwei Klassen tiefer spielenden Sportfreunde, in den vergangenen Jahren mehr als einmal knapp am Aufstieg in den überkreislichen Fußball gescheitert, sorgten mal wieder dafür, dass ein Klassenunterschied in einem Kreispokalspiel nicht zu sehen war. Auch die Bueraner wussten wohl um die spielerische Stärke der Gäste und starteten etwas verhalten in die Partie. Beide Seiten suchten ihre Chancen im schnellen Umschaltspiel, waren aber auch stets darauf bedacht, ausreichend Personal für die Konterabsicherung hinter dem Ball zu behalten. So neutralisierten sich Buer und Bulmke größtenteils. Dem Landesligisten gelang es nur selten, den Druck auf die Sportfreunde zu erhöhen. In der bis dahin besten Phase der SSV steckte Louis Jozek auf Maurice Hövel durch, der aber am an diesem Abend stark aufgelegten Bulmker Keeper Cenk Balci scheiterte (30.).
Sportfreunde Bulmke treffen Pfosten und Latte
Nach der Pause übernahmen die Bueraner mehr und mehr die Initiative, die Gastgeber wollten den Klassenunterschied nun auch auf dem Patz sichtbar machen. Das spielte aber eher den Sportfreunden in die Karten, die nun mehr Räume für Konter bekamen. Angeführt von den in der U19 des FC Schalke 04 ausgebildeten Görkem Can und Paul Stieber avancierte Bulmke zur torgefährlicheren der beiden Mannschaften. Stieber verfehlte mit einem scharfen Freistoß aus unmöglichem Winkel nur knapp das lange Toreck (49.), Ramazan Yagcioglu schlenzte den Ball nach schönem Dribbling aus ebenfalls spitzem Winkel an die Latte (66.). Und dann war da noch der Bulmker Weitschuss aus knapp 40 Metern, der den weit vor seinem Kasten stehenden Bueraner Torwart Matthias Kuscha auf dem falschen Fuß erwischte. Vom Pfosten prallte die Kugel an Kuschas Rücken und kullerte knapp am Tor vorbei (59.). Buer wurde lediglich durch eine Doppelchance gefährlich, die Cenk Balci stark entschärfen konnte (50.). Eine Führung für die Sportfreunde wäre im Laufe der zweiten Halbzeit nicht unverdient gewesen.Doch mit zunehmender Spielzeit wurden die Abstände auf dem Spielfeld, vor allem aber in der Bulmker Abwehrreihe größer. Das wussten die Bueraner besser für sich zu nutzen. Die SSV erhöhte den Druck und suchte den Lucky Punch. In der 86. Minute konnte Bulmke noch auf der Linie klären, drei Minuten später war es dann so weit und Louis Jozek versenkte den Ball per Seitfallzieher im Netz. „Ich hätte mir dabei alles gebrochen“, war anerkennend vom Seitenrand zu hören.
Mit dem Last-Minute-Treffer war allerdings noch nicht Feierabend in Buer. Denn jetzt warf Bulmke alles nach vorne. Freistöße und Ecken zogen die Gäste scharf und gefährlich Richtung Tor, aus dem Gestocher landete der Ball nach starker Parade von SSV-Keeper Kuscha tatsächlich im Netz. Großer Jubel jetzt bei Bulmke – aber zeitgleich hob sich die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten: Abseits. Kurz darauf knallte Buers Mahir Kaya noch einen Freistoß an den Pfosten, danach war Schluss. Und die SSV Buer bejubelte den Einzug ins Kreispokal-Finale.
BV Rentfort macht es YEG Hassel schwer – kann sich aber nicht belohnen
Auch sieben Kilometer weiter westlich tat sich der Favorit schwer. Landesligist YEG Hassel war im parallel stattfindenden anderen Halbfinale bei Bezirksligist BV Rentfort zu Gast und hatte den Finaleinzug natürlich fest eingeplant. Schließlich sind die Hasseler in den vergangenen Jahren zu einer Art Abonnent des Kreispokals avanciert, konnten den DFB-Pokal auf Kreisebene mittlerweile fünf Mal in Folge gewinnen. Die Hürde in Gladbeck war allerdings hoch.Denn Bezirksligist Rentfort machte es YEG von Beginn an schwer. Die Gastgeber hielten nicht nur gegen den Ball gut mit, sie konnten auch hin und wieder eigene Akzente in Richtung des Hasseler Kastens setzen. Folgerichtig ging es im Ergebnis ausgeglichen in die Pause, wie in Buer hatte auch in Rentfort keine der beiden Mannschaften den Weg ins Tor gefunden.
Das sollte sich im zweiten Durchgang ändern. Trotz der gut aufgelegten Gastgeber war es der Favorit aus Hassel, der das Spiel ergebnistechnisch auf seine Seite riss, Metehan Türkoglu brachte sein Team in Führung (53.). Und eine knappe Viertelstunde später legte YEG nach: Mert Kilic erhöhte auf 2:0 für die Hasseler und stieß damit die Tür zum Finale weit auf. Der routinierte Landesligist ließ sich diesen Vorsprung nicht mehr aus der Hand nehmen und hat nun im Finale gegen Ligakonkurrent SSV Buer die Chance, den sechsten Titel in Folge zu holen.
[Tim Lievertz]